Der „Spirit“ von Weihnachten
oder was Händel, Martin Luther King und Bono gemeinsam haben.
Egal, ob man mit Klassikmusik etwas anfangen kann oder nicht, das Oratorium „Der Messias“ von Georg Friedrich Händel zählt zu den großen Musikhighlights der letzten Jahrhunderte. Es lohnt sich in der Advents-und Weihnachtszeit das „Halleluja“ von Händels Messias in einer ruhigen Minute anzuhören und sich von diesem „Spirit“ begeistern zu lassen. Um dieses große Werk zu komponieren, wurde Händel unter anderem von einer großen Vision, die schon vor 2700 Jahren beim Propheten Jesaja ausgesprochen wurde, inspiriert. Es sind dieselben Worte, die der Engel Gabriel bei der Geburt von Jesus, Maria zugesprochen hat: „Das Volk, das in der Finsternis lebt, sieht ein großes Licht; hell strahlt es auf über denen, die ohne Hoffnung sind. Denn uns ist ein Kind geboren, ein Sohn ist uns gegeben, und die Herrschaft ist auf seiner Schulter; und er heißt Wunder-Rat, Gott-Held, Ewig-Vater, Friede-Fürst (Aus Jesaja 9,1-6).
Es sind diese prophetischen Worte des Jesaja, die 1963 den schwarzen Baptistenpastor und Bürgerrechtler Martin Luther King motiviert haben seinen gewaltlosen Protest anzuführen, um für die Rechte der schwarzen Bevölkerung in den USA einzutreten. Am 28. August 1963 hält er seine berühmteste Rede in Washington D.C. vor 250.000 Menschen. Dort spricht er immer wieder aus: „I have a dream“. Um ein Gespür von der Kraft seiner Worte zu bekommen, hier ein kurzes Zitat: »Ich habe einen Traum, dass eines Tages auf den roten Hügeln von Georgia die Söhne früherer Sklaven und die Söhne früherer Sklavenhalter miteinander am Tisch der Brüderlichkeit sitzen können. Ich habe einen Traum, dass meine vier kleinen Kinder eines Tages in einer Nation leben werden, in der man sie nicht nach ihrer Hautfarbe, sondern nach ihrem Charakter beurteilt. Ich habe heute einen Traum!«
Und ebenso ließ sich der irische Sänger Bono, der weltberühmten Band U2, für sein großes Engagement für Aidskranke in Afrika von diesen Worten inspirieren. Auch wenn in den letzten Wochen negative Schlagzeilen über den Sänger zu lesen waren, ist es doch beachtlich, wie er sich über Jahre für Menschen einsetzt, die keine Möglichkeit haben ihre Situation zu verbessern. Im Jahr 2006 wurde er zum „National Prayer Breakfast“ in den USA eingeladen. In seiner Rede motiviert er die Anwesenden, ihre politischen und finanziellen Möglichkeiten für diese Aidskranken einzusetzen. Er zitiert dabei folgende Worte des Propheten Jesaja, die Jesus für sich in Anspruch nimmt: „Der Geist des Herrn ruht auf mir, weil er mich berufen und bevollmächtigt hat. Er hat mich gesandt, den Armen die frohe Botschaft zu bringen. Ich rufe Freiheit aus für die Gefangenen, den Blinden sage ich, dass sie sehen werden, und den Unterdrückten, dass sie von jeder Gewalt befreit sein sollen“ (Lukas 4,18).
Mit der Geburt von Jesus kommt dieser neue „Spirit“ in unsere Welt. Und er ist bis heute erfahrbar. Gerade für diejenigen, die im Dunkeln sind, erscheint ein helles Licht. Freude macht sich breit, weil etwas ganz Neues begonnen hat. Mit Jesus breitet sich eine neue positive Kraft aus. Und das Besondere an diesem Neuen ist, dass es ganz unerwartet kommt. Gerade da, wenn Menschen spüren, sie schaffen es nicht aus sich selbst heraus. Das eigene Engagement und die eigenen Möglichkeiten sind nicht ausreichend wieder Licht und Hoffnung in die Situation zu bringen. Da erscheint dieses Licht. Es kommt von Gott selbst. Er ist es, der zu uns kommt und in unsere Situation hinein etwas Neues beginnt. Diese neue „Kraft“ ruht auf seiner Schulter. Weihnachten macht uns Mut, wenn wir mit unserem Latein am Ende sind, neu auf den zu schauen, der für uns gekommen ist. Der „Spirit“ von Weihnachten breitet sich in unserem Leben aus, wenn wir dieses Geschenk ganz persönlich in Anspruch nehmen und erwarten, dass auch heute dieses Licht und diese Kraft für uns gelten. Was Händel, Martin Luther King und Bono inspiriert haben, gilt auch für uns.
Im Namen der drei Kirchengemeinden wünsche ich Ihnen diesen Weihnachtsspirit neu zu erleben.
Pastor Rouven Hönes von der Evangelisch-freikirchlichen Gemeinde
Pastor Stefan Jung von der Evangelisch-freikirchlichen Gemeinde
Pfarrer Frank Prestel von der katholischen Kirchengemeinde
Pfarrer Helmut Becker von der Evangelischen Kirchengemeinde